Laut Wissenschaftlern löst häufiges Kindervirus wahrscheinlich Lupus aus

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Eine bahnbrechende Studie legt nahe, dass das Epstein-Barr-Virus (EBV), eine häufige Infektion bei Kindern, der Auslöser von Lupus sein könnte, einer oft schwächenden Autoimmunerkrankung. Diese Entdeckung hat tiefgreifende Auswirkungen auf das Verständnis und die Behandlung von Lupus, für den es derzeit keine Heilung gibt.

Bei den meisten Menschen verursacht EBV leichte Symptome wie Halsschmerzen oder Fieber und schlummert in den Körperzellen. Diese Forschung weist jedoch darauf hin, dass EBV zu Fehlfunktionen einiger Immunzellen führen kann, die fälschlicherweise gesundes Gewebe angreifen, anstatt Infektionen abzuwehren. Dieser Prozess löst effektiv eine für Lupus charakteristische Autoimmunreaktion aus.

„Wir glauben, dass dies auf 100 % der Lupusfälle zutrifft“, sagt Professor William Robinson von der Stanford University, der leitende Autor der Studie. „Diese Erkenntnis könnte die Lupus-Behandlung revolutionieren, indem sie den Weg für Therapien ebnet, die direkt auf die zugrunde liegende Ursache abzielen und diese angehen.“

Allein im Vereinigten Königreich sind etwa 69.000 Menschen von Lupus betroffen. Es verursacht eine Reihe schwächender Symptome, darunter Gelenk- und Muskelschmerzen, extreme Müdigkeit, Hautausschläge und andere Probleme aufgrund einer weit verbreiteten Funktionsstörung des Immunsystems. Die genauen Auslöser von Lupus sind bisher unklar.

Diese neue Forschung baut auf früheren epidemiologischen Studien auf, die auf einen Zusammenhang zwischen EBV und Lupus hingewiesen haben. Kürzlich bestätigten Wissenschaftler einen ähnlichen Zusammenhang zwischen EBV und Multipler Sklerose, einer anderen Autoimmunerkrankung. Diese neueste Arbeit befasst sich eingehender mit den zellulären Mechanismen, durch die EBV diese Fehlfunktion des Immunsystems bei Lupus auslösen könnte.

Die Forscher untersuchten B-Zellen, eine Art weißer Blutkörperchen, die für die Erkennung und Bekämpfung von Viren von entscheidender Bedeutung sind. Sie fanden heraus, dass EBV bei Menschen mit Lupus in diesen B-Zellen deutlich häufiger vorkam als bei gesunden Personen. Wichtig ist, dass das ruhende Virus diese B-Zellen offenbar aktiviert, sie auf Hochtouren bringt und dazu führt, dass sie fälschlicherweise gesundes Gewebe im ganzen Körper angreifen.

„Die wichtigste Entdeckung hierbei ist, wie EBV diese potenziell schädlichen B-Zellen aktiviert und so den Autoimmunangriff auslöst, der Lupus definiert“, erklärt Dr. Shady Younis, Hauptautor der Studie.

Während diese Forschung Licht auf eine mögliche Grundursache von Lupus wirft, tragen auch andere Faktoren zur Anfälligkeit einer Person bei. Dazu gehören genetische Veranlagung, hormonelle Einflüsse (Frauen sind überproportional von Lupus betroffen) und der ethnische Hintergrund. Die Auswirkungen sind erheblich:

  • Potenzial für gezielte Therapien: Dieses Verständnis könnte zur Entwicklung von Therapien führen, die direkt auf EBV oder seine Auswirkungen auf B-Zellen bei Lupuspatienten abzielen.
  • EBV-Impfstoffe: Die Ergebnisse verleihen laufenden klinischen Studien, in denen EBV-Impfstoffe als vorbeugende Maßnahme gegen die Entwicklung von Lupus untersucht werden, noch mehr Dringlichkeit.
  • Umnutzung bestehender Krebsbehandlungen: Forscher erwägen auch die Anpassung bestehender Krebsbehandlungen, um überaktive B-Zellen bei schweren Fällen von Lupus zu eliminieren.

Auch wenn noch weitere Forschung erforderlich ist, stellt diese Entdeckung einen großen Fortschritt beim Verständnis und der potenziellen Behandlung dieser komplexen und herausfordernden Krankheit dar.